Düttmann und Stadt als Individuum
Werner Düttman in Kreuzberg:
Drei Jahre vor dem Mauerbau lässt der West-Berliner Senat im Rahmen des Ideenwettbewerbes „Hauptstadt Berlin“ übergreifende Planungen für die gesamte Innenstadt erstellen – inklusive eines Stadtautobahnnetzes. Im Rahmen dessen gab es die ersten Ideen für den Wiederaufbau der Südlichen Friedrichstadt, die nach dem zweiten Weltkrieg als „total zerstört“ eingestuft war.
In den Jahren, in denen Werner Düttmann Senatsbaudirekor von West-Berlin war (1960–1966), wurden jedes Jahr zwei Milliarden Mark für staatlich finanzierte Bauarbeiten ausgegeben. Dabei kam rund die Hälfte dieser Summe dem Wohnungsbau zugute und erlaubte den Neubau von jährlich rund 20.000 neuen Wohneinheiten. Unterdessen wurden umfangreicher Flächensanierungen in innenstädtischen Wohnquartieren eingeleitet, wie beispielsweise zwischen der Südlichen Friedrichstadt und dem Kottbusser Tor.
1968 hat Werner Düttmann den ursprünglich von Hans Scharoun entwickelten städtebaulichen Entwurf einer neuen Stadtlandschaft am Mehringplatz fortgeführt. Die entstandenen Neubaukörper orientierten sich entlang der dort geplanten Stadtautobahn, die Bürger*innenprotesten zufolge aber nie gebaut wurde. Unter Düttmanns Leitung entstanden dichte, urbane Quartiere des sozialen Wohnungsbaus, die zwei Jahrzehnte später in den Fokus der Stadterneuerungsdebatte der Internationalen Bauausstellung ´87 (IBA) geraten werden und heute als soziale Brennpunkte gelten.
Bild: Hochhäuser an der Lindenstraße, Foto: Ingeborg Lommatzsch
STATIONEN
Sozial Wohnen
Der Tourguide Joshua Williams über den Stadtspaziergang „Sozial Wohnen“ zu Werner Düttmanns Werk und Wirken in Kreuzberg.
Düttmann auf den Berliner Bauwochen 1967
In dieser Rede hält Düttmann ein Plädoyer auf die Stadt als Individuum und skizziert das damals heftig diskutierte Spannungsfeld zwischen Abriss und Neubau, zwischen historisch gewachsener Stadt und modernistischem Städtebau vom Reißbrett – Ein Spannungsfeld das ganz besonders hier im Kreuzberger Sanierungsgebiet rund um den Wassertoplatz noch heute deutlich erkennbar ist.
Die Graue Laus
Der Wohnbau am Wassertorplatz von Werner Düttmann: Einmal der Länge nach erkundet diese akustische Gebäudeansicht die aktuelle Lebenswelt und die turbulente Entstehungsgeschichte des imposanten sozialen Wohnungsbaus in Kreuzberg. Wir hören von Protesten gegen die Kahlschlagsanierung und lernen eine zufriedene Mieterin kennen, die das Haus aber eigentlich hässlich findet. Mit Interviewbeiträgen der Bewohnerin Nicole Martzsch und Zitaten von Werner Düttmann.
Flanieren gehen in den Höfen
Alexander Buchholz (Pädagogische Leitung des Kinder- und Jugendkulturzentrum Statthaus Böcklerpark) über Alltagsleben und soziale Arbeit im Quartier rund um den Wassertorplatz und der Grauen Laus.
HÖRPROBE
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Ein akustisch begleiteter Stadtspaziergang von POLIGONAL Büro für Stadtvermittlung, entstanden im Rahmen der Ausstellung Werner Düttmann Berlin.Bau.Werk des Brücke Museums.
www.wernerduettmann.de
Konzept und Produktion: POLIGONAL Büro für Stadtvermittlung, Dr. Christian Haid und Lukas Staudinger
Mit den Sprecher:innen Jules* Elting und Maxim Mehmet und Beiträgen von Joshua Williams und Beke Bücking (POLIGONAL)