Kolbes Kiez
Im Berliner Westend, der näheren Umgebung des Georg Kolbe Museums, gibt es etliche markante Architekturen und städtebauliche Strukturen, die von der Erprobung verschiedener Lebensentwürfe und Wohnformen erzählen. Inspiriert von der engen Beziehung des Bildhauers Georg Kolbe zur Architektur, vermittelt der Audiowalk Eindrücke vom Wohnen hinter so mancher Fassade, erkundet Stadtgefüge und Architekturdenkmäler, von denen manche umgenutzt, belebt, ikonisch sind; andere leerstehend, verbaut und beinahe vergessen. Vom sachlich-modernen Künstlerhaus, welches das heutige Museum beherbergt, führt die Route vorbei an Le Corbusiers Wohnmaschine, über das hügelige Terrain des Teufelsbergs, zu Berlins wohl umstrittenster Sportanlage, durch historische Siedlungsgefüge und großstädtische Landschaftsarchitekturen, vor die Türen bemerkenswerter Wohnhäuser des Westends.
Der Audiowalk ist Teil von „Kolbe Außer Haus“
HÖRPROBE
STATIONEN
Das Georg Kolbe Museum – Architektur, Natur und Skulptur
Was Georg Kolbe liebevoll seine Burg nannte und ihm bis zu seinem Tod als Wohn- und Atelierhaus diente, ist mittlerweile zum Georg Kolbe Museum umgenutzt worden. Eine Zeitreise durch ein Haus voller Geschichte(n) und architektonischer Besonderheiten.
Der Georg Kolbe Hain – historische Schichten
Einst unbebauter Grüngürtel und im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgestaltet, ist der denkmalgeschützte Landschaftspark heute ein frei zugänglicher Ausstellungsort für fünf Skulpturen aus Georg Kolbes Spätwerk. Ein Spaziergang zwischen Bronzen und Bäumen.
Gebaute Gemeinschaft oder verunglückte Utopie – Die Unité d’Habitation, Typ Berlin
Modulor und fließender Stadtraum: Über Jahrzehnte von der Bevölkerung und selbst vom Architekten ungeliebt, stellt sich die Unité als Beispiel der Berliner Nachkriegsmoderne heute den kollektiven und individuellen Bedürfnissen ihrer Bewohner:innen. Ein Blick in die Alltagswelt der kolossalen Wohnmaschine.
Der Olympiapark – Pommes im Stadion und NS-Ideologie?
Neoklassizistische Formensprache, einschüchternde Monumentalachsen und fetischisierte Körperskulpturen: die NS-Herrschaftsarchitektur dieser Sportlandschaft ist bis heute sichtbar und Anlass kontroverser Diskussionen. Auf Stippvisite in einer Anlage voller Widersprüche.
Offizierssiedlung Heerstraße, Siedlung Westend – Serienmäßig bauen
Zwischen parkenden Autos und dem Grunewald zuhause, setzen sich die Bewohner:innen dieser Typenhaussiedlung gegen den drohenden Abriss ein. Ein Streifzug durch eine progressive Wohntypologie, in der Licht, Luft und Sonne die Hauptrolle spielen.
Haus Poelzig – Hans? Marlene!
In zweifacher Hinsicht wurde die Architektin Marlene Poelzig in der Geschichte des Hauses um die Anerkennung ihres Werks gebracht: jetzt soll das Gebäude, das bereits in den 1920er Jahren Wohn- und Arbeitsräume miteinander verzahnte, abgerissen werden. Doch es formiert sich Widerstand – ein Lokalaugenschein.
Die Heinz Galinski Schule – neues jüdisches Leben in Berlin
Dieser erste jüdische Schulneubau nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland ist ein bemerkenswertes Beispiel für organische Architektur, die zunächst als unbaubar galt. Hochbewacht und kaum einsehbar ist der Ort nach wie vor Ziel antisemitischer Angriffe. Eine Annäherung an ein auf den ersten Blick unnahbares Gebäude.
Drei Schichten Berlin – der Teufelsberg
Auf dem aus 26 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt modellierten Berg konnten die Berliner:innen skifahren, Wein anbauen und die Alliierten den Ostteil der geteilten Stadt abhören. Die Zukunft der ikonischen Abhörstation ist ungewiss. Gibt es hier bald ein Museum? Ein Blick aus der Ferne.
Eichkamp – gemeinsames studentisches Wohnen im Grunewald
Auf dem unter Denkmalschutz stehenden Campus verteilen sich Wohngebäude locker über eine weitläufige Parklandschaft. Im Inneren der Häuser sind die Funktionen Arbeiten und Wohnen hingegen auf engstem Raum organisiert. Ein Spaziergang an einem farbenfrohen Ort studentischen Lebens im Westend.
Messegelände & Haus des Rundfunks – Zwei Baudenkmäler mit Strahlkraft
Hinter der monumentalen Ehrenhalle des Messegeländes verbirgt sich ein eleganter Skelettbau: Das Palais am Funkturm. Bereits 20 Jahre vorher wurde gegenüber das Haus des Rundfunks errichtet. Heute steht es unter Denkmalschutz und bedurfte einer anspruchsvollen Restaurierung der einzigartigen Keramikfassade. Eine Gegenüberstellung zweier für ihre Zeit neuartiger Bautypen, die nicht nur materialbedingt glänzen.
ICC Berlin – was passiert da jetzt eigentlich?
Die futuristische Megastruktur löst so einige Assoziationen aus: Gürteltier, Raumschiff, Bagger… Eines der teuersten Bauvorhaben im Deutschland der Nachkriegszeit ist aus der Berliner Stadtlandschaft nicht mehr wegzudenken, jedoch steht es heute längst leer. Ein Ausblick in eine ungewisse Zukunft.
Apartmenthaus Kaiserdamm – städtisches Wohnen neu gedacht
“Kein Haus wie andere” – Hans Scharouns Erstlingswerk in Berlin verkörpert die Suche nach neuen Wohn- und Lebensformen in den 1920er-Jahren. Als Experiment urbanen Wohnens für Alleinstehende und kinderlose Paare ging es in die Architekturgeschichte ein: Gemeinschaftskantine statt eigener Küche?
Theodor-Heuss-Platz – eine mehrspurige Geschichte
Ein Platz als Sinnbild der autogerechten Stadt mit dreispurigem Kreisverkehr und Briefkasten für Autofahrer:innen. Deutschlandhaus, Amerikahaus, Edinburgh House, RBB Fernsehzentrum: Eine Rundumschau aus Fußgänger:innenperspektive.
Der Branitzer Platz – Denkmal, Feuerlöschteich und Gemüsebeet
Angelegt als Zentrum der noblen Villenkolonie wurde dieser Schmuckplatz im Laufe der Jahrzehnte mal mehr mal weniger gepflegt. Eine Umrundung des Gartendenkmals, an dem sich auch schon Marlene Dietrich erfreut hat.
Die erste praktizierende Architektin in Deutschland – Emilie Winkelmann als role model
Sie durfte als Frau nicht studieren und verschleierte daher zunächst ihren Vornamen. Schließlich plante und baute Emilie Winkelmann jedoch als erfolgreiche Architektin bemerkenswerte Gebäude – einige davon im Westend. Ein Brückenschlag von einer richtungsweisenden Vorreiterin zum Status-Quo einer männerdominierten Disziplin.
DOWNLOAD des Walks über die App DRIFTER
Eine Zusammenarbeit des Georg Kolbe Museums mit POLIGONAL – Büro für Stadtvermittlung.
Projektleitung: Georg Kolbe Museum, Katherina Perlongo und Anna Sinofzik; Konzept, Recherche, Redaktion, und Produktion: POLIGONAL – Büro für Stadtvermittlung, Christian Haid, Lukas Staudinger, Philine Puffer, Thierry Nolmans, Beke Bücking, Sprecherinnen: Anja Lotter und Mareike Wenzel, Musik: Nihad El-Kayed, Fotos: Enric Duch.